1970er Porsche 911 vs. 2016er Porsche 911
An einem sonnigen Junitag haben wir den Ur-Elfer gegen seinen aktuellsten Nachfolger antreten lassen. Das Ergebnis hat uns mehr als überrascht.

Am Morgen galt es das richtige Setup zu finden. Denn auch wenn das typische Porsche-Gefühl in beiden Elfern spürbar ist, könnten die Unterschiede in Sachen Sitzposition und Handling nicht größer sein.

Im 911 2.2T nehmen wir in einem puristischen Innenraum auf weichen Ledersitzen mit wenig Seitenhalt platz. Klare und gut erkennbare Instrumente sind das einzige, auf das unser Blick während der Fahrt fällt. Ansonsten liegt der Fokus nur auf der Straße, der Umgebung und natürlich dem Fahren.

In seinem neuesten Nachfolger aus dem Jahr 2016, dem Porsche 991 Carrera S Facelift, fällt sofort die "perfekt" anmutende Haptik auf. Die Sitze vermitteln ein Gefühl von Maßanfertigung. Mit wenigen Handgriffen ist die Sitzposition ergonomisch perfekt eingestellt und man fühlt sich fast schon eingeengt im Gegensatz zum "leeren" Innenraum des F-Modells.

Beim Fahren zeigt sich sehr schnell, dass beide Generationen des 911 einen bleibenden Eindruck hinterlassen werden. Den 46 Jahre alten 911 2.2T zu fahren ist unvergesslich! Der Sound des luftgekühlten Boxermotors ist eindringlich und unverwechselbar. Unsere ganze Aufmerksamkeit gilt dem Fahren. Gas, Kupplung, Schaltvorgang und wieder bremsen, kuppeln und den richtigen Gang finden. Pures Fahrgefühl - keine Ablenkung, keine Servolenkung und kein ABS - ein Radio braucht man definitiv nicht.

Der 2016er 991 mit seinem 3.0l Turbomotor wirkt dagegen wie ein Raumschiff. Steig man aus dem Ur-Elfer in den neuesten 911, braucht man erst eine Zeit um sich wieder komplett auf`s Fahren zu konzentrieren. Elektrische Sitzverstellung, Navi, Telefon, Media-System und ein radargesteuerter Abstandstempomat wollen eingestellt werden. Doch sobald die unendlichen Tech-Features und die Vorurteile gegen die neuen 911-Turbomotoren ausblendet werden, spürt man die Gene des 911 2.2T. Turboloch? Keine Spur. Der 991.2 beschleunigt gleichmäßig und beeindruckend schnell und lässt uns schnell den nicht ganz so eindringlichen Sound des Turbomotors vergessen. Gepaart mit dem perfekten und messerscharfen Handling, kommt schnell das Gefühl auf, über die Landstraßen zu fliegen. Der 991 fühlt sich zu keinem Zeitpunkt überfordert. Der lange Radstand und die mitlenkende Hinterachse sorgen für eine hohe Laufruhe und ein sicheres Fahrgefühl.

Unser Fazit. Es kann natürlich keinen Sieger geben - beide 911er beeindrucken auf Ihre Art und Weise. Unsere wichtigste Erkenntnis aus diesem schönen Tag ist eine ganz andere - Auto's wollen gefahren werden. Wir vergessen heutzutage viel zu oft, dass Autofahren zu genießen. Es gibt nichts schöneres als sich in ein besonderes Auto zu setzen, egal ob alt oder neu, und einfach loszufahren.
Go out and Drive!

Porsche 911 2.2T Coupe
EZ: 06/1970
Leistung: 92 kW (125 PS)
Hubraum: 2195 cm³
Schaltgetriebe
Porsche 911 (991) Carrera S Coupe
EZ: 01/2016
Leistung: 309 kW (420 PS)
Hubraum: 2981 cm³
PDK Porsche Doppelkupplung-Getriebe

Text und Fotos - Sven-Ulrik Schneider
